Selten gestellte Fragen - Historisches
Ist dieser Blog neu?
Meine ersten Erfahrungen mit Social Media habe ich Anfang der 2010er Jahre gemacht, als Facebook noch das dominierende Medium war. Unter Musikern hieß es damals: Da muss man unbedingt mitmachen, sonst ist man raus. Doch nach einiger Zeit wurde mir klar: Mein Newsfeed war überwältigend geprägt von der Selbstvermarktung unzähliger Kollegen aus aller Welt. Über 90 Prozent waren kleine, stets um Aufmerksamkeit ringende needy artists, die ihre Werbebotschaften in die immer schriller werdende digitale Landschaft schleuderten.
Ich selbst hatte nie wirklich Lust, meine knappe Freizeit mit Eigenwerbung zu verbringen, vor allem nicht, wenn diese weit über die Musik hinausgehen musste, um überhaupt zu zünden. Da ich jedoch keine 24/7-Homestory liefern wollte, verlagerten sich meine Aktivitäten schnell auf das Kommentieren provokativer Inhalte – und nicht selten nutzte ich die Gelegenheit, um meine Kritik am Verfall der Kulturszene auszuweiten.
Das lief eine Weile gut, bis ich plötzlich feststellen musste, dass die Kommentarfunktion zum zweischneidigen Schwert wurde. Interessante Diskussionen unter meinen Beiträgen wurden immer häufiger durch hirnlose, destruktive Einwürfe zerstört. Eines Tages las ich dann: Ach, der Herr Ross leidet mal wieder. In diesem Moment löschte ich meinen Account – mit damals weit über 2.500 Freunden.
Es hatte schlicht keinen Sinn mehr, auf das soziale Benehmen der Online-Nutzer zu hoffen, wenn überhaupt mal ein konstruktiver Diskurs entstehen sollte. Der Gedanke an JAZZPARLOR war geboren.
Flucht nach vorn?
Aus dieser Ernüchterung heraus entstand 2016 die erste Version von JAZZPARLOR. Die toxischen Mechanismen von Facebook – geprägt von endloser Selbstvermarktung, destruktiven Kommentaren und dem stetigen Verlust von konstruktivem Diskurs – machten einen neuen Raum notwendig. Ein Ort fernab von needy Artists und Trolls, an dem ich endlich ein Ventil für meine Gedanken fand. JAZZPARLOR wurde als bewusster Gegenentwurf zur interaktiven digitalen Kulturszene ins Leben gerufen – ein Refugium für Substanz statt Schaulust.
Hier ging es nicht um Interaktion, sondern einzig darum, meine Gedanken sichtbar zu machen. Wer kein Interesse hat, möge wegschauen. Es werden keine Klicks gezählt, und ich habe keinerlei Möglichkeit zu erfahren, wer oder wie viele Menschen diese Texte lesen. Ehrlich gesagt könnte ich damit sehr gut leben, wenn niemand mitliest und die Inhalte als Tropfen im Datenmeer versinken. Das füttern von Geltungsbedürfnis ist kein Ziel dieses Blogs.
Was dann?
Kurz vor der Corona-Pandemie brauchte ich eine neue Domain, doch mein Provider-Vertrag erlaubte nur eine begrenzte Anzahl. Gleichzeitig wurde JAZZPARLOR wiederholt zum Spielplatz chinesischer Hacker missbraucht. Der ständige technische Aufwand und die steigenden Kosten machten es untragbar – ich löschte alles.
Über die folgenden Jahre traf ich immer wieder Menschen, die den alten Blog gelesen hatten und sein Verschwinden bedauerten. Offenbar hatte ich bei wenigen Individuen Denkanstöße gesetzt – etwas, womit ich nie gerechnet hatte.
Die Social-Media-Abstinenz ließ mein schreiberisches Ventil versiegen (meine Familie war not amused). Dazu kam der Schreibfluss nach der Veröffentlichung meines ersten Buches Jazz Composers Companion, der ein neues Ziel suchte.
Daher nun die Neuauflage dieses Blogs.